Der Acherhof – Quartier für alle Generationen

Wie in vielen anderen Gemeinden schreitet die Alterung der Bevölkerung auch in Schwyz, Hauptort des gleichnamigen Kantons, voran. Im Quartier Acherhof versucht man dem Phänomen Rechnung zu tragen. Dort steht das Zusammenleben aller Generationen im Vordergrund. Das auf einem 25’000 m2 grossen Areal unweit des Dorfkerns in Schwyz angesiedelte Mehrgenerationenquartier Acherhof ist ein gutes Beispiel für eine nachhaltige Innenentwicklung – sowohl aufgrund seiner Situierung als auch der Bedürfnisse, die es abdeckt.
Claire Gex, Praktikantin Siedlungsberatung, EspaceSuisse

Sinnvolle Lage 

Dank der Nähe des Mehrgenerationenquartiers zum Ortszentrum sind ÖV, Spital und Einkaufsmöglichkeiten für die Bewohnerinnen und Bewohner der Anlage gut erreichbar. Die Lage des Quartiers Acherhofs scheint nicht nur hinsichtlich der Innenentwicklung ideal zu sein, sie bemüht sich auch um historische Kontinuität. Die Gemeinde Schwyz zeichnet sich durch unterschiedlich Quartiere aus und der Acherhof ist einer der ältesten Dorfteile des Hauptorts. Auf dem Areal befindet sich das historische Ensemble Acherhof - eine Hofstatt, auf der verschiedene Besitzer aufeinander folgten - bis 1931 eine kirchliche Stiftung ein Altersheim einrichtete. 1975 entstand neben dem historischen Ensemble ein neues Gebäude mit einem Pflegeheim. Vierzig Jahre später beschloss die Gemeinde, das Areal zu öffnen und das Alterszentrum zu einem Mehrgenerationenquartier weiterzuentwickeln. Konkretisiert wurde das Ziel 2014, als die kirchliche Stiftung in die gemeinnützige «Stiftung Acherhof» umgewandelt wurde. 

Eine Stiftung für eine effizientere Arealnutzung 

Die Stiftung Acherhof wurde Eigentümerin sowohl der bestehenden Gebäude als auch der umliegenden Grundstücke, was die Planung eines neuen Quartiers erleichterte. Die Liegenschaften befinden sich grösstenteils innerhalb der Zone für öffentliche Bauten und Anlagen und sind nahe dem Ortskern ideal gelegen. Unter Leitung der Stiftung arbeiteten mehrere Akteure im Projekt zusammen: Gemeinde, Denkmalpflege, Nachbarschaft, Landschaftsarchitekten und weitere Expertinnen und Experten. Ein Studienauftrag wurde durchgeführt und das Projekt mit der Kantonalen Denkmalpflege abgesprochen. So wurde sichergestellt, dass das Vorhaben mit dem ISOS vereinbar ist und die Neubauten sich harmonisch in den historischen Gebäudekomplex integrierten. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Qualität der Freiräume. Die Erweiterung des Pflegezentrums wurde mit öffentlichen Geldern finanziert. Das übrige Areal steht unter Verwaltung der SUVA, die von der Stiftung ein Baurecht erhalten hat. 

Das Pflegeheim (im Hintergrund), die Zentrum für Demenzkranke (in Rot), Seniorenwohnungen und Familienwohnungen stehen nebeneinander. Fotos: Claire Gex

Das Zusammenleben gestalten 

Heute befinden sich im Quartier ein Pflegeheim, ein Zentrum für demenzkranke Menschen, Alterswohnungen, Familienwohnungen und eine Privatschule, sowie auch Wohnungen für Kurzaufenthalte für Besucherinnen und Besucher. Das verspricht bereits auf den ersten Blick ein gelungenes Mehrgenerationenquartier. Damit jedoch ein aktives Zusammenleben funktioniert, braucht es Raum für Begegnungen. Solche Orte gibt es im Quartier Acherhof viele. Zum Beispiel die Laubengänge im Innenbereich, die das Pflegeheim mit den Alterswohnungen verbindet, oder das Restaurant, das allen Schwyzerinnen und Schwyzern offensteht. Begegnungsmöglichkeiten bietet auch der Aussenraum mit seinen grosszügigen Freiräumen, wo Bewohner und Besucher auf belebten Plätzen ins Gespräch kommen können. 

 

Freiräume: zwischen Begegnung und Ruhe 

Der grosse Dorfplatz als Eingangstor zum Quartier ist ein wichtiger Begegnungsort. Er schafft die Verbindung zwischen Ortskern und Quartier und bietet das ganze Jahr über Raum für verschiedene Veranstaltungen. Ausgedehnte Grünflächen umfassen das Areal. Die einen öffnen sich zur Landschaft, andere sind als Höfe zwischen den Gebäuden angelegt und sind durch Geh- und Velowege untereinander verbunden. Sitzbänke und andere Aufenthaltsmöglichkeiten säumen das Wegnetz.  Die Lage der Freiräume schafft ein Gleichgewicht zwischen Rückzugsorten und Orten der Begegnung. 

Zwischen den Seniorenwohnungen verlaufen Fußwege.

Jung und Alt gärtnern Seite an Seite 

Die Durchmischung der Generationen wird aber nicht allein durch die räumliche Gestaltung des Areals erreicht. Ein Quartierbüro wurde eingerichtet, um dem Quartier Leben einzuhauchen, Initiativen und Ideen umzusetzen und Projekte anzukurbeln damit die Bewohnerinnen und Bewohner zusammenfinden. Eine Idee war ein Mehrgenerationengarten, der von der Stiftung Acherhof und der Privatschule gemeinsam realisiert wurde. Jeden Donnerstag treffen sich Schülerinnen und Schüler und Quartierbewohnerinnen und -bewohner auf dem Grundstück zu Gartenaktivitäten. 

Der Mehrgenerationengarten befindet sich am Rande des historischen Acherhof-Ensembles, in dem jetzt das Quartiersbüro und die Privatschule untergebracht sind.

Berücksichtigung von Umweltaspekten 

Das Quartier dient nicht nur als Sozialraum. Wie gestalterische Elemente des Projekts zeigen, orientiert es sich auch an Umweltüberlegungen: Einhaltung der Minergiestandards, Solarpanels, begrünte Flachdächer und biologische Korridore zur Natur in der Umgebung sind umgesetzt worden. Obwohl der Acherhof sehr gut mit dem ÖV erschlossen ist, besitzt das Areal eine Tiefgarage mit 74 Abstellplätzen. Die Einfahrt ist so angeordnet, dass Fahrzeuge nicht ins Quartier gelangen und die Qualität der Freiräume erhalten bleibt. Es ist erfreulich, dass die Gemeinde dank der Umwandlung der Stiftung Acherhof die Gelegenheit wahrgenommen hat, gemeinsam mit dieser die Nachfrage nach Wohnraum für Menschen im Alter zu decken – und dabei für einen gewissen Nutzungsmix und den Einbezug von Umweltaspekten sorgte, die massgeblich zur Gesamtqualität des Projekts beitragen. 

Ein Parkhaus am Eingang des Viertels verhindert die Zufahrt von Autos ins Innere des Viertels.
Dank Parkmöglichkeiten unter Tage bleibt die Qualität der Freiräume erhalten.
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