Zwischennutzung als Dünger für Entwicklungen

Zwischennutzungen sind in aller Munde, doch Wesen und Bedeutung haben sich in den letzten Jahren gewandelt. Vielfältige Erfahrungen und Beispiele zeigen, dass Zwischennutzungen die Innenentwicklung fördern können, wenn sie richtig aufgegleist sind und den passenden Nährboden vorfinden. Bei Gemeinden und Eigentümern von Leerstandsobjekten bestehen noch Wissenslücken. Auf diesen Seiten werden Wege aufgezeigt, wie Zwischennutzung ihr Potenzial voll entfalten kann. Zusätzlich verlinkt eine umfangreiche Dokumentationsliste auf weiteres Anschauungsmaterial und Informationen über die Hintergründe der Zwischennutzungen in der Schweiz sowie auf weiterführende Publikationen und wichtige Studien.

Leerstehende Gebäude oder ungenutzte Freiflächen kennzeichnen Verwertungslücken, wo Planung und Realität auseinanderdriften. Zwischennutzungen können diese Lücke überbrücken oder zu neuen Lösungen führen. Sie sind der Dünger für eine neue Entwicklung und damit eine temporäre Inwertsetzung; ähnlich der Dreifelderwirtschaft, wo ein Teil der Anbaufläche ein Jahr lang brach lag, um zu neuer Stärke zurückzufinden.

Wegen Desindustrialisierung, Abwanderung und Rationalisierung steigt in der Schweiz die Zahl der leer stehenden Gebäude. Nicht nur Industrieareale liegen brach, auch Büros, Ladenlokale, Schulhäuser, Spitäler, Restaurants und Hotels, Bahnhöfe, militärische oder kirchliche Gebäude. Eine Studie der Hochschule Luzern schätzt die Zahl auf ca. 2'000-3'000. Allein im Kanton Bern sind von 2011 bis 2016 laut der Erziehungsdirektion 72 Schulhäuser zugegangen.

Dem Leerstand steht ein wachsender Bedarf an preisgünstigen Räumen und Möglichkeiten zur Selbstentfaltung gegenüber. Akteure aus Kultur, Soziokultur, Kreativwirtschaft, Kleingewerbe, Bildung, Gesundheit, lokaler Produktion und Detailhandel, Gesundheit, Freizeit können sich Marktmieten zur Verwirklichung ihrer Projekte und Aktivitäten nicht leisten.

Win-Win-Win-Situation

Finden Leerstand und Raumbedürfnisse zusammen, werden alle Akteursgruppen davon profitieren: Eigentümer können während der Verwertungslücke Erträge generieren, gleichzeitig reduzieren sich die Unterhaltskosten, Nutzende können temporär und kostengünstig ihren Aktivitäten nachgehen, und für Gemeinden ergeben sich positive Effekte für die lokale Entwicklung.

Matthias Bürgin
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Autor dieser Inhalte zum Thema Zwischennutzungen: Matthias Bürgin, dipl. Geograph ETH. Berufserfahrung als Raumplaner, Pädagoge und Journalist. Experte für Stadt- und Quartierentwicklung sowie Zwischennutzungen. Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Luzern.
E-mail: mab@buerometis.ch

Verdichtung ist auf eine hochwertige Innenentwicklung angewiesen. In jüngster Zeit wurden mögliche Qualitäten benannt und beschrieben. Auch die Bedingungen für eine höhere Akzeptanz von Verdichtung wurden untersucht.

Facettenreiche Siedlungsqualität

Der Raumplanungsverband EspaceSuisse hat im Rahmen seiner Seminare zur Siedlungsqualität zehn Aspekte identifiziert, welche eine hohe Qualität einer Siedlung bzw. eines Areals auszeichnen.

Auch im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms NFP 65 wurden wesentliche Aspekte identifiziert, welche urbane Qualitäten beschreiben.

Akzeptanz von Verdichtung

Die Akzeptanzstudie des Kantons Zürich von 2014 hat deutlich gezeigt, dass die Verdichtung besser akzeptiert wird, wenn die Siedlungsqualität steigt.

Beitrag der Zwischennutzung zur Innenentwicklung

Zwischennutzungen können – je nach ihrem Typus –  früh einen grossen Beitrag zur Verbesserung von Siedlungsqualitäten leisten. Damit sind sie ein wichtiges Instrument zur Innenentwicklung. Sie ermöglichen eine frühzeitige Schaffung von urbanen Qualitäten. Allerdings müssen die beteiligten Akteure dies auch wollen.

Sie finden auf diesen Seiten auf densipedia.ch zum Thema Zwischennutzung weiterführende Links zum ausführlichen «Leitfaden Zwischennutzung», der 2010 vom Bundesamt für Umwelt BAFU herausgegeben worden war.

Weiterführende Informations- und Dokumentationsliste

Zwischennutzung
Nicht jede temporäre Nutzung ist eine Zwischennutzung. Damit temporäre Nutzungen echte Zwischennutzungen sind und einen Beitrag zur Innenentwicklung leisten, müssen sie für die Öffentlichkeit zugänglich sein und ein Gebiet beleben.
Zwischennutzung
Um eine extrovertierte Zwischennutzung mit Erfolg zu verwirklichen, sind viele Aspekte und Randbedingungen zu berücksichtigen. Dazu gehören das Raumpotenzial, die Umgebung, Verträge und Erträge sowie die Finanzierung. Eine Übersicht.
Zwischennutzung
Zwischennutzungen sind eine Methode, um mit Leerständen konstruktiv umzugehen. Doch haftet Leerständen oft ein Stigma des Makels an. Eine Einführung in die Herausforderungen, Lösungsvorschläge und Erfolgsfaktoren.
Zwischennutzung
Wie lassen sich mit Zwischennutzungen Brachen und Leerstände verhindern? Wie erreicht man damit positive Wirkungen für die Zivilgesellschaft ? Hier finden Sie eine Auswahl von Schweizer Beispielen der Zwischennutzung sowie Literaturhinweis ...
Zwischennutzung
Der Begriff Zwischennutzung kam im Diskurs über Freiräume in der 68er-Bewegung auf. Später entwickelten sich Kooperationen zwischen Nutzenden und Eigentümern. Heute ist der Begriff auch in der Immobilienbranche salonfähig.
Zwischennutzung
Zwischennutzungen basieren auf einem Zusammenspiel von Akteursgruppen. Sie können Prozesse auslösen, die die Verbundenheit der Menschen mit einem Ort stärken oder den Weg für wirtschaftliche Innovationen ebenen.