Analyse von Beispielen: die Methode

Seit Jahren sammelt und dokumentiert der Raumplanungsverband EspaceSuisse Beispiele zur Siedlungsentwicklung nach innen. Ziel ist es, Gemeinden anhand von anschaulichen, realen Beispielen zu zeigen, wie die Innenentwicklung anzugehen ist, und welche Lösungen andere Gemeinden gefunden haben. Fachleute von EspaceSuisse analysieren dazu Beispiele aus Schweizer Gemeinden und bewerten diese ausgehend von der Methode «IRAP-Kompass Innenentwicklung», die vom Institut für Raumentwicklung der Hochschule für Technik Rapperswil (IRAP HSR) entwickelt wurde.

Über den «IRAP-Kompass Innenentwicklung»

Wieso sind gewisse Siedlungsverdichtungsprojekte erfolgreicher als andere? Welches sind die Schlüsselfaktoren hierfür? Das Institut für Raumentwicklung der Hochschule Rapperswil (IRAP HSR) hat zur Beantwortung dieser Fragen ein ganzheitliches Denkmodell entwickelt. Es kombiniert eine Literaturanalyse mit der langjährigen Praxiserfahrung der Institutspartner und einer Master-Studienarbeit. Der so entwickelte IRAP-Kompass Innenentwicklung bildet die Komplexität der Innenentwicklung als realitätsnahe Momentaufnahme ab. Die Autoren, Professor Andreas Schneider, Judith Blum und Tamara Eiermann, empfehlen den Kompass als «Cockpit» für die Konzeption, Steuerung und Evaluation von Siedlungsverdichtungsprojekten.

Der Kompass Innenentwicklung bewertet acht Schlüsselfaktoren, die ökonomische, soziale, raumplanerische und ästhetische Aspekte umfassen. Es sind dies die Faktoren Akzeptanz, Dichte, Eigentum, Gemeinde, Lage, Prozess, Qualität und Wirtschaftlichkeit. Jeder Schlüsselfaktor setzt sich aus einer Kernfrage und vier Teilaspekten zusammen. Die Bewertung der Faktoren wird anhand eines Spinnendiagramms visualisiert.

Vorgehen beim Bewerten

Das Vorgehen sieht vor, die Projekte in einem ersten Schritt anhand der verfügbaren Planungsdokumente, Medienberichte, Webseiten und Geoportale zu analysieren. Oft tauchen dabei Fragen auf, die einer weiteren Recherche bedürfen. Die Fachleute von EspaceSuisse suchen deshalb das Gespräch mit den Gemeinde- oder Projektvertretern und anderen relevanten Akteuren. Zudem werden die Projekte wenn immer möglich vor Ort besichtigt.

In einem zweiten Schritt können mit diesen Informationen die Kernfrage und die vier Teilaspekte zu jedem Schlüsselfaktor beantwortet werden. Erfüllt die Antwort den Teilaspekt, zählt er einen Punkt. Es folgt eine Gewichtung der Teilaspekte, da deren Relevanz von Beispiel zu Beispiel unterschiedlich ausfällt. Am Ende kommt jede Kernfrage und damit jeder Schlüsselfaktor auf einen Punktewert von 0 bis 4. Zum Schluss wird der Wert jedes Schlüsselfaktors auf den Kompass übertragen. Im Schlussurteil erfolgt eine Gesamteinschätzung des Projekts.

Methodische Grenzen

Die bewerteten Projekte unterscheiden sich teilweise fundamental. Sie reichen von kommunalen Leitbildern über Arealentwicklungen bis hin zu Partizipationsprozessen. Die acht Kernfragen und die jeweiligen Teilaspekte lassen sich deshalb nicht immer konsequent anwenden. Sie dienen daher in erster Linie als Leitfäden bei der Informationsrecherche und den Gesprächen, nicht aber als strikte Grundlage zur Punktevergabe.

Der IRAP-Kompass erlaubt also keine rein objektive Qualifikation der Beispiele. Eine simple Bewertung in «gut» und «schlecht» wäre nicht zweckmässig. Das Spinnendiagramm zeigt deshalb vielmehr den Einfluss der einzelnen Schlüsselfaktoren am beurteilten Beispiel. Je grösser die Ausprägung ist, umso stärker ist der Schlüsselfaktor im Projekt ausschlaggebend. Dabei müssen auch die örtlichen Besonderheiten berücksichtigen werden. Die personellen und finanziellen Mittel einer ländlichen Gemeinde sind beispielsweise ganz andere als diejenigen einer urbanen Gemeinde.

Die Bewertungsspinne ist in diesem Sinne eher als ein Orientierungsrahmen zu verstehen. Sie liefert Indizien, welche Schlüsselfaktoren eher gut oder weniger gut gelungen sind.

Jedes Beispiel wird als A4-Fiche mit Text und Bildern publiziert. Beschrieben werden die Ausgangslage sowie der Auslöser für das Projekt. Dann wird das Projekt in Bezug auf die acht Schlüsselfaktoren beschrieben und beurteilt. Die Zusammenfassung enthält nochmals die wichtigsten Punkte.

EspaceSuisse behält sich vor, fachlich ausgewiesene Personen mit der Bewertung von Beispielen zu betrauen. Die Bewertung erfolgt aus einer Aussensicht heraus und mit den Informationen, die in einem vernünftigen Zeitrahmen erhältlich sind.

Beispielsammlung von EspaceSuisse

Die Beispielsammlung von EspaceSuisse ist seit 2012 auf über 500 Beispiele angewachsen.

Die für www.densipedia.ch ausgewählten Beispiele decken die vielfältigen Herausforderungen der Siedlungsentwicklung nach innen ab. Das Ziel ist, alle Landesteile und unterschiedlichste Gemeinden und Städte zu repräsentieren.

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